Esslingen / Nürtingen, 21. Februar 2019. Die diesjährige Wintertagung Ökologischer Landbau stand unter dem Motto „Bio-Biodiversität – Erkenntnisse, Erfolge und Erfordernisse“. Im Zentrum der Tagung stand die Frage, welches Umsteuern in der Agrarpolitik die Studie des Krefelder Entomologenvereins (Hallmann et al. 2017) aus dem Jahr 2017 erforderlich macht – und welchen Anteil der ökologische Landbau zu diesem Umsteuern beitragen kann.
Neben einer breiten Palette von Beiträgen aus der Praxis wurden auf der Tagung auch neueste, wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse über die Umwelt- und insbesondere Biodiversitätswirkungen des ökologischen Landbaus vorgestellt. Als einer der beiden Hauptautoren stellte Dr. Jürn Sanders vom Thünen-Institut – erstmalig in Baden-Württemberg – die wesentlichen Ergebnisse der Studie „Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft“ vor. In einem interdisziplinären Verbundprojekt hat die Bundesforschungsanstalt in Braunschweig darin die Leistungen des ökologischen Landbaus mit denen der herkömmlichen Landwirtschaft verglichen. Die Studie, an der rund 22 Wissenschaftler beteiligt waren und in die 30 Jahre Forschungserkenntnisse zum ökologischen Landbau eingeflossen sind, ist von ihrem Umfang und der gewählten Methodik einzigartig. Insgesamt wurden 528 Studien ausgewertet und 2.816 Vergleichspaare „öko“ versus „konventionell“ für die Auswertung herangezogen.
Folgt man den Ausführungen von Dr. Sanders, so erbringt die ökologische Landwirtschaft in weiten Teilen hervorragende Gemeinwohlleistungen. Eine ökologische Bewirtschaftung leistet deutlich mehr für den Erhalt der Artenvielfalt, sorgt für saubereres Grundwasser und eine höhere Bodenfruchtbarkeit und mindert die landwirtschaftlich bedingten Erosionsgefahren. Aus Sicht der AÖL weist die Studie damit den Weg zur dringend erforderlichen Neuausrichtung der Agrar- und Umweltpolitik: „Landes- wie Bundesregierung müssen den Erkenntnissen der Bundesressortforschung folgen und zügig konkrete und schnell umsetzbare Maßnahmen zur Beförderung des ökologischen Landbaus ergreifen, um damit die für unsere Zukunft dringend notwendige Agrarwende einzuleiten. Auf Landesebene haben wir der Politik zu Jahresbeginn das hierfür notwendige Maßnahmenpaket übermittelt. Dieses gilt es nun endlich finanziell zu unterfüttern und gemeinsam mit dem Sektor in die Umsetzung zu bringen“, so Dr. Christian Eichert als Sprecher der Ökolandbau-Verbände heute in Nürtingen.
Die derzeit laufende Neuausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union gälte es dabei beherzt zu nutzen. „Mehr ökologischer Landbau ist dabei ein wichtiger Baustein zu der von der Gesellschaft dringend angemahnten Pestizidreduktionsstrategie“, so Dr. Eichert abschließend.
Hintergrund Wintertagung: Die Wintertagung Ökologischer Landbau Baden-Württemberg wird gemeinsam von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen Geislingen (HfWU), der Universität Hohenheim, der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg (AÖL), dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) organisiert.
Hintergrund AÖL: Die AÖL ist die gemeinsame Vertretung der ökologischen Anbauverbände in Baden-Württemberg. In dieser Funktion gestaltet die AÖL aktiv die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Land mit. Als Bindeglied zwischen Politik, Markt und Verbraucher befördert sie die Belange der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft durch ein aktives Tun. Gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen und anderen berufsständigen Organisationen arbeitet sie die gesellschaftlich erwünschten Stärken von ökologisch erzeugten und verarbeiteten Produkten – im Besonderen von heimischer Öko-Verbandsware – im Interesse des Verbrauchers als Konsument wie als Steuerzahler heraus.
Ansprechpartner für Presseanfragen:
Dr. Christian Eichert, Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V. (AÖL e.V.), c/o Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V., Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen
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