Esslingen / Stuttgart, 21.06.2017. Anlässlich der Landtagsdebatte ‚Erhalten, was uns erhält: Baden-Württemberg für biologische Vielfalt‘ am 21.06.2017 in Stuttgart nimmt die AÖL Stellung zu den Themen Biodiversitätserhalt und politische Unterstützung für eine zukunftsgerechte Form der Landbewirtschaftung. „Der Ökologische Landbau ist in vielerlei Hinsicht eine ‚Schlüsseltechnologie‘ für den Interessensausgleich zwischen Naturbewahrung und der wirtschaftlichen Sicherung vitaler Ländlicher Räume. Als enkelgerechte Form der Landbewirtschaftung sorgt der Ökologische Landbau laut unabhängiger Untersuchungen dafür, dass auf biologisch bewirtschafteten Höfen bis zu sechsmal mehr Brutrevieren und bis zu achtfach höhere Populationsdichten wichtiger Vogelarten vorliegen. Untersuchungen in England zeigen eine doppelt so hohe Anzahl an Schmetterlingsarten auf ökologisch bewirtschafteten Flächen. Zudem finden sich auf Öko-Äckern zwei- bis dreimal so viele Ackerwildkraut-Arten“, so Dr. Christian Eichert in seiner Funktion als Geschäftsführer der AÖL.
Eine Bewirtschaftung nach Öko-Kriterien erhöht zudem das Vorkommen von Laufkäfern, Kurzflüglern und Spinnen. Insbesondere der vermehrten Anlage und Pflege von Hecken und Wildkrautstreifen auf Öko-Betrieben kommt hier eine wichtige Funktion zu. Darüber hinaus nachgewiesen sind deutlich größere Populationen von Bodenmikroorganismen und Bodentieren: Auf Öko-Flächen liegt deren Anzahl um bis zu 85 Prozent über konventionellen Vergleichsflächen.
Der Öko-Sektor ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen und stehe heute nicht mehr für Sozialromantik, sondern für Wirtschaftskraft und Zukunftsgerichtetheit. Der erfreulich konstant zweistellig wachsende Bio-Markt sollte im Sinne der einheimischen Erzeugerbetriebe genutzt und nicht der ausländischen Konkurrenz überlassen werden. Eine Landbewirtschaftung nach den Maßgaben des Ökologischen Landbaus bildet die prädestinierte Maßnahme innerhalb der Agrarumweltpolitik, um umwelt- und gesellschaftspolitische Anliegen zu vereinen. Zudem bietet das derzeitige Klima im Bereich der Agrar- und Ernährungswirtschaft – momentan stellt täglich ein Landwirtschaftsbetrieb in Baden-Württemberg seine Produktion auf ‚Bio‘ um und man rechnet für die kommenden Jahre mit gleichbleibend hohen Umstellungszahlen – beste Voraussetzungen, um den Ökolandbau mutig nach vorne zu entwickeln. Mehr Öko-Bewirtschaftung nutzt nicht nur der Biodiversität und dem Naturschutz, sondern sichert den Erhalt vitaler und strukturstarker Ländlicher Räume.
Als zentraler Wirtschaftsverband der ökologisch ausgerichteten Land- und Ernährungswirtschaft im Land setzt setzt sich die AÖL dafür ein, die notwendigen und in der Koalitionsvereinbarung zugesicherten Mittel im Bereich des Umwelt- und Naturschutzes zeitnah zu beschließen und sinnvoll innerhalb der festgesetzten Umwelt- und Naturschutzziele einzusetzen. Zugleich äußert die Sektorvertretung gegenüber der Landesregierung ihre große Sorge, dass die Themen und Fragestellungen der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft von der politischen Landkarte verschwinden. „Wir fordern die Landesregierung dazu auf, nicht nur an die Zukunft der Schmetterlinge zu denken, sondern sich zugleich um eine enkelgerechte Form der Landbewirtschaftung zu kümmern. Derzeit treibt uns die Sorge, dass die grün-geführte Landesregierung eines ihrer Kernthemen aus den Augen verliert.“ Die geplanten Kürzungen im Bereich der Beratungsförderung sind laut Eichert ein Warnsignal und zielen eindeutig gegen den Trend auf den Höfen. Daher fordert Eichert die Koalitionspartner dazu auf, die geplante Kappung zurückzunehmen und die im Koalitionsvertrag gemachten Zusagen zeitnah anzugehen und umzusetzen.
„Für uns ist es komplett unverständlich, dass eine Landesregierung sich im Koalitionsvertrag zu einer Stärkung des Ökolandbaus bekennt – und dann mit Kürzungen und einer schleppenden Umsetzung der selbst gesteckten Ziele eine rückwärtsgewandte und auch für die Umwelt nicht gerade förderliche Politik betreibt“, so Eichert abschließend.
Pressekontakt für Rückfragen : Dr. Christian Eichert, Mobil: 0160.7406015 Ansprechpartnerin für Presseanfragen: Imme Schäfer, Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V. (AÖL e.V.), c/o Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V., Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen T. +49 711 550939-19, M. +49 151 17127729, E-Mail: imme.schaefer@bioland.de
Hintergrund AÖL: Die AÖL ist die gemeinsame Vertretung der ökologischen Anbauverbände in Baden-Württemberg. In dieser Funktion gestaltet die AÖL aktiv die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Land mit. Als Bindeglied zwischen Politik, Markt und Verbraucher befördert sie die Belange der Ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft durch ein aktives Tun. Gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen und anderen berufsständigen Organisationen arbeitet sie die gesellschaftlich erwünschten Stärken von ökologisch erzeugten und verarbeiteten Produkten – im Besonderen von heimischer Öko-Verbandsware – im Interesse des Verbrauchers als Konsument wie als Steuerzahler heraus.