Mit regionalem Bio das Brot der Zukunft backen
Seit 30 Jahren Partner des Bioland-Verbands: Bäckerei Scholderbeck in Weilheim/Teck
Mit Freunden, langjährigen Partnern, Bioland-Vertreterinnen und -Vertretern sowie Repräsentanten aus Politik und Stadt hat die Bäckerei Scholderbeck ihr 30-Jahr-Jubiläum als Bioland-Partnerin gefeiert – inmitten der großen Backstube in Weilheim/Teck.
Das Jubiläumsfest – eine Veranstaltung im Rahmen der Öko-Aktionswochen – bot Gelegenheit für eine Rückblende. „Bio war 1994 eine absolute Randerscheinung“, erinnerte sich Bernd Sigel in der Begrüßung. Und an seine Frau Eve Neubold-Sigel gewandt: „Waren wir damals eigentlich wahnsinnig?“ Eine rhetorische Frage, denn in den folgenden 30 Jahren hat die Bäckerei Scholderbeck Erfolgsgeschichte geschrieben. Die Maxime: „Von jedem Acker, auf dem unser Bioland Getreide wächst, muss man den Turm der Burg Teck sehen!“
So ist im Lauf der Jahre ein beeindruckendes regionales Bio-Netzwerk entstanden: Heute bewirtschaften Bioland-Landwirte in der Teck-Region eine Fläche von 640 Hektar, um den Jahresbedarf der Bäckerei Scholderbeck an Bioland-Getreide zu decken – das entspricht der Größe von 900 Fußballfeldern. Rund 160 Mitarbeitende erzeugen die Backwaren für sieben eigene Läden und mehr als 60 Naturkostläden und Bio-Supermärkte.
„Nichts übertrifft die enge Partnerschaft zwischen Landwirten und Handwerkern“, würdigte Abteilungsleiter Dr. Konrad Rühl im Namen des baden-württembergischen Landwirtschaftsministeriums das Geleistete, „hier wird Wertschöpfung generiert.“ Für Eve Neubold-Sigel die passende Gelegenheit, sich direkt ans Ministerium zu wenden: „Wir wünschen uns einen Handlungsrahmen, den die Politik vorgeben muss. Damit sind klare Anbau- und Herstellungsprozesse der Bauern gemeint, die den Ansprüchen an die Transparenz der Verbraucher gerecht werden.“ Dann seien diese auch bereit, Preise zu bezahlen, die der Arbeit der Landwirte und dem Wert des Produktes entsprächen. An den Vertreter des Ministeriums: „Wir zählen auf Sie!“
Die Perspektiven für Landwirte entlang der Wertschöpfungskette gemeinsam mit dem Lebensmittelhandwerk zu erhalten, forderte auch Marcus Arzt, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau (AÖL) und Bioland-Landesvorsitzender für Baden-Württemberg. Er verstehe wenig vom Backen, räumte Arzt ein, wage aber doch einen kleinen Vergleich: „Was haben ein ökologischer Ackerbauer und ein handwerklicher Bio-Bäcker gemeinsam?“ Ein Ackerboden bräuchte ebenso die perfekte biologische Gare wie ein Teig, und die perfekte Gare brauche Zeit und Gespür. Arzt mahnte: „Aber an anderer Stelle läuft uns die Zeit davon.“ Landwirten wie Handwerksbetrieben fehlten Nachwuchs und Perspektiven, die Biodiversität schwinde, klimatische Verhältnisse gestalteten sich schwierig, Anbauflächen gingen verloren. „Hier können wir nicht warten, bis die Umstände besser werden, hier müssen Veränderungen jetzt eingeleitet werden, und diese Veränderungen leistet ökologischer Ackerbau ebenso wie die Bio-Bäckerei.“
Arzt schloss mit der Laudatio: „Die AÖL und ihre Verbände freuen sich, dass der mehrfach ausgezeichnete Betrieb in seinem 30. Jubiläumsjahr als Bioland-Partner nicht nur für die Erhaltung eines besonderen Handwerks steht, sondern auch für ökologische Produktion im Einklang mit Umwelt und Natur.“ Gemeinsam mit Dr. Isabell Hildermann, Geschäftsbereichsleitung Markt Bioland e.V. und gelernte Müllerin, übergab Arzt Eve Neubold-Sigel und Bernd Sigel die Urkunde des Bioland-Verbands.
Was bei Scholderbeck anders gemacht wird, demonstrierte Bäckermeister Bernd Sigel im Anschluss am Beispiel seines Bioland Levito-Brots. 350 Zusatzstoffe seien im Bäckerhandwerk zugelassen: „Wir wollen das nicht.“ Stattdessen wurden regionale Netzwerke wieder aufgebaut. Heute bezieht die Bäckerei in Weilheim/Teck Getreide vom Bioland-Hof Gruel aus Owen Teck (parallel zu Bernd Sigel stellte Andreas Gruel im Getreidelager die Getreidearten und die ökologische Anbauweise vor). Bio-Rübenzucker kommt aus Süddeutschland, Bio-Leinsamen aus Hohenlohe, Bio-Sonnenblumenkerne aus dem Heilbronner Raum: „Alle Rohstoffe in Bio-Qualität und so regional wie möglich.“ Teiglinge und Backmischungen sind tabu. „Wir machen alles selbst, die Nussfüllung aus Nüssen.“ An vereinzelte Lacher im Publikum gewandt: „Das sind Selbstverständlichkeiten, die heute keine mehr sind.“
Wie gut die Bio-Backwaren der Bäckerei Scholderbeck gemacht sind und schmecken, davon konnten sich die Gäste beim abschließenden Ausklang mit dreierlei Bio-Zwiebelkuchen (klassisch, vegetarisch und vegan) sowie regionalem Wein überzeugen. Und später beim Verzehr des Bioland Levito-Brots, das Familie Sigel zum Abschied allen Teilnehmenden nach Hause mitgab.
Bildunterschriften:
Foto 1: Übergabe der Jubiläumsurkunde: Marcus Arzt und Dr. Isabell Hildermann von Bioland, Eve Neubold-Sigel und Bernd Sigel (von links).
Foto 2: Hintergründe zum Verband: Ein Gast informiert sich im Bioland-Fachmagazin.
Credit: MBW / Jan Potente
Zur AÖL:
Die AÖL ist die gemeinsame Vertretung der ökologischen Anbauverbände in Baden-Württemberg. In dieser Funktion gestaltet die AÖL aktiv die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Land mit. Als Bindeglied zwischen Politik, Markt und Verbraucherschaft befördert sie die Belange der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft aktiv. Gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen und anderen berufsständigen Organisationen arbeitet sie die gesellschaftlich erwünschten Stärken von ökologisch erzeugten und verarbeiteten Produkten – im Besonderen von heimischer Öko-Verbandsware – im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher heraus.
Kontakt:
Christoph Zimmer, Geschäftsführer, Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V. (AÖL e.V.), Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen, E-Mail: info@aoel-bw.de