Immer mehr Menschen achten heute darauf, woher ihre Lebensmittel stammen und wie sie hergestellt werden. Zugleich lässt sich ein kontinuierlicher Bio-Boom beobachten. Im Rahmen des Tages des Ökologischen Landbaus stellten sich heute zahlreiche Bio-Akteure auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest (LWH) in Stuttgart vor. Öko-Landwirtinnen und -Landwirte aus der Region gewährten Einblick in ihre Arbeitsweise, ihre Werte, ihre Leidenschaft, ihre vielfältigen Erzeugnisse – und ließen die Besucher anhand von ausgewählten Bio-Köstlichkeiten „reinschmecken“.

Um dem anhaltenden Trend in Richtung Bio gerecht zu werden, ist es für Dr. Christian Eichert, AÖL-Geschäftsführer, nun an der Zeit, bisher ungenutzte Potenziale der ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft in Baden-Württemberg zu heben. Die derzeitigen hervorragenden Markt- und Absatzchancen und ein fortdauerndes Marktwachstum zeigten das enorme Potenzial für einen konsequenten Umbau der heimischen Landwirtschaft in Richtung Ökologie auf. „Der Aktionsplan ‚Bio aus Baden-Württemberg‘ muss dringend finanziell unterfüttert werden“, fordert Dr. Eichert in diesem Kontext. Um das von der Politik ausgerufene Ziel von 30 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche bis zum Jahr 2030 zu erreichen und den von der grün-schwarzen Landesregierung selbst gesteckten Klima- und Umweltzielen näherzukommen, seien seitens der gesamten Landesregierung konkrete Maßnahmen zu treffen und ein klares Finanzierungskonzept als Bekenntnis zum Sektor zu beschließen. Bei der Weiterentwicklung des Aktionsplans sollten Dr. Eichert zufolge insbesondere die wertvollen Ergebnisse, die im Zuge des Öko-Kongresses in Weinsberg im Frühjahr 2018 durch relevante Sektorvertreter erarbeitet wurden, Berücksichtigung finden. Zugleich gelte es, das für den ökologischen Landbau zuständige Referat innerhalb des Landwirtschaftsministeriums personell und finanziell adäquat zu den Herausforderungen der Branche auszustatten.

„In ihrer Koalitionsvereinbarung hat sich die grün-schwarze Landesregierung 2016 darauf verständigt, den ökologischen Landbau weiter voranzubringen“, so der AÖL-Geschäftsführer. Betrachte man den Status quo in Bezug auf das von der Landesregierung vereinbarte Ziel, die ökologische Land- und Lebensmittelwirtschaft zu stärken, müsse zunächst lobend hervorgehoben werden, dass mit der Etablierung von Bio-Musterregionen bereits ein wichtiger Meilenstein bei der Konkretisierung des Aktionsplans ‚Bio aus Baden-Württemberg‘ erreicht worden sei. Bio-Musterregionen seien ein innovativer und wirkungsvoller Weg, um dem gewachsenen gesellschaftlichen Bedarf an Ökoprodukten mit sinnvollen Maßnahmen und geeigneten Marktkonzepten zu begegnen. „Umso begrüßenswerter ist es vor diesem Hintergrund, dass neben den Akteuren des heutigen Bühnenprogramms auch Vertreter aus den Bio-Musterregionen zum Abendempfang eingeladen worden sind“, zeigt sich Dr. Eichert erfreut. Dies ermögliche eine gute Vernetzung der Verantwortlichen mit dem gesamten Sektor gleich zum Auftakt des Projekts.

Auch die jüngst beschlossene Modernisierung der Beschaffungsregeln des Landes sei eine positive Entwicklung. Diese gelte es nun jedoch auch mit einer entsprechenden Kampagne zur Beförderung des Einsatzes von Bio-Produkten in landeseigenen und weiteren öffentlichen Kantinen zu untermauern. Des Weiteren solle das Land sich für die Umsetzung klarer ökologischer Vorgaben bei der Verpachtung landeseigener Flächen starkmachen und die Anerkennung der Umstellung auf Öko-Bewirtschaftung als Ausgleichsmaßnahme vorantreiben. „Wer seine Landwirtschaft auf Bio umstellt, sollte dafür Ökopunkte bekommen. Schließlich darf ein Ökolandwirt z. B. keine Pestizide und Mineraldünger einsetzen, was klar den Boden aufwertet, das Wasser schützt und zur Förderung der Artenvielfalt beiträgt“, erläutert Dr. Eichert.

Auch eine angemessene und ideologiefreie Berücksichtigung der Themen des Ökolandbaus in der beruflichen Ausbildung müsse vom Land sichergestellt und in den Lehrplänen der berufsbildenden Schulen verankert werden. Weitere Forderungspunkte der AÖL zielen ab auf den Umbau von staatseigenen Unternehmen zu „Leuchttürmen“ der ökologischen Ernährungsindustrie, die Umsetzung einer Marketingkampagne zur Heraushebung der positiven gesellschaftlichen Leistungen des Sektors gegenüber einer breiten Öffentlichkeit sowie die Etablierung von „Bauer-zu-Bauer-Gesprächen“ zur messbaren Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln. Darüber hinaus sei ein klares Bekenntnis zum Öko-Sektor im Bereich der Agrarforschung angezeigt. Ferner gelte es, den agrarpolitischen Einfluss auf Bundes- und europäischer Ebene zum Umbau der Agrarförderung hin in Richtung „Öffentliches Geld für Öffentliche Leistungen“ nutzen.

Für AÖL-Vorstand Marcus Arzt gilt es das Erreichte nun auszubauen und weitere Schritte mutig anzugehen. Der Biolandbau bringe Naturschutz in die Fläche, sichere Boden und Wasser, schaffe Arbeitsplätze und stabilisiere ländliche Räume. „Ökolandwirtschaft hat eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz und trägt zudem zu mehr Tierwohl bei. Insofern sind wir sehr zuversichtlich, dass Baden-Württemberg auf dem Weg zum ‚Musterländle‘ einer modernen, umfassenden Agrarpolitik zügig vorankommen kann, wenn die nun notwendigen Maßnahmen von Seiten der Politik ergriffen werden. Gerne tragen auch wir das Unsere dazu bei.“

Den gesamten aktuellen Forderungskatalog der AÖL können Sie hier aufrufen.


Zum Landwirtschaftlichen Hauptfest:
Das Landwirtschaftliche Hauptfest (LWH) feiert dieses Jahr vom 29. September bis 07. Oktober 2018 sein 100. Jubiläum auf dem Cannstatter Wasen. Das LWH ist die größte süddeutsche Fachausstellung für Land-, Forst und Ernährungswirtschaft mit mehr als 600 Ausstellern und 200.000 Besuchern in Stuttgart. Nähere Informationen können Sie hier aufrufen.

Hintergrund AÖL: Die AÖL ist die gemeinsame Vertretung der ökologischen Anbauverbände in Baden-Württemberg. In dieser Funktion gestaltet die AÖL aktiv die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen im Land mit. Als Bindeglied zwischen Politik, Markt und Verbraucher befördert sie die Belange der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft durch ein aktives Tun. Gemeinsam mit staatlichen Einrichtungen und anderen berufsständigen Organisationen arbeitet sie die gesellschaftlich erwünschten Stärken von ökologisch erzeugten und verarbeiteten Produkten – im Besonderen von heimischer Öko-Verbandsware – im Interesse des Verbrauchers als Konsument wie als Steuerzahler heraus.


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Imme Schäfer, Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau Baden-Württemberg e.V. (AÖL e.V.), c/o Bioland Landesverband Baden-Württemberg e.V., Schelztorstr. 49, 73728 Esslingen

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